Die Dändorfer Mühle
Einst Wahrzeichen am Eingang zum Fischland
Denkt man an Vergangenes in Dändorf, ist man unweigerlich sogleich bei der „Holländer“Windmühle, als dem Wahrzeichen am Eingang zum Fischland.
Der Platz selbst ist ein historischer Mühlenstandort, da hier zuvor bereits eine Bockwindmühle gestanden haben soll, die irgendwann wegen Baufälligkeit abgerissen wurde.
Die Holländerwindmühle war seinerzeit der modernste Typ der klassischen Windmühle. Er verdrängte ab dem 16. Jahrhundert vornehmlich in den Niederlanden (Holland) und im Norden Deutschlands die bislang gebauten Bockwindmühlen. Im Unterschied zur Bockwindmühle, bei welcher das gesamte Mühlenhaus in den Wind gedreht werden musste, besaß der Holländer ein drehbare Haube. Ein Erdholländer als eine Unterform der Holländermühlen war eine ebenerdig gebaute Mühle, deren Flügelenden nahe dem Erdboden gingen.
Nach 1870 erwarb die Familie Kriegsheim den am Ortsausgang von Dändorf (gen Dierhagen) stehenden „Erdholländer“ von Müller Dornquast zusammen mit dem Gehöft Erbhufe IX (jetzt Neue-Reihe 10). Wobei noch im Jahre 1876 Friedrich Ludwig Dornquast als Müller in Dändorf Erwähnung findet, welcher mit Emma Fischer eine Tochter der Müllerswitwe Anna Maria Fischer heiratete, die die Mühle zuvor gemeinsam mit ihren Kindern, dem Arbeitsmann Johann Vierow und dem damaligen Gesellen Dornquast führte.
Spätestens um 1881 war die Mühle aber im Besitz der Familie Hermann Kriegsheim. Hermann Kriegsheim stammte aus Dettmannsdorf in Pommern, wobei sein Vater Johann Kriegsheim als Müllermeister in Langenhanshagen Erwähnung findet. Hermann heiratete die Dändorfer Schifferstochter Elise Voß. Mit Otto wurde 1882 das erste Kind geboren, sieben waren es insgesamt. Zwar nicht der erstgeborene Sohn, aber doch ein Sohn Namens Hermann übernahm in Folge die Mühle, die dieser zusammen mit seiner Frau Emma, Tochter des Dierhäger Bäckers Daniel Ahrens, führte. Der Müllermeister der nächsten Generation hieß wiederum Hermann. Er war der Vater des letzten Dändorfer Mühlenmeisters Jürgen Kriegsheim, der die Mühle von 1975 bis 1990 in Pacht führte. Auch dessen Sohn Falko erlernte noch das Müllerhandwerk.
Viele Jahre wurde in der Mühle auch eine Bäckerei betrieben. Bekannt ist hier Heinrich Berg, der mit seiner Frau Auguste um 1900 die Bäckerei in Pacht hatte.
Die (Wind)Mühle der Kriegsheims brannte im Herbst 1959 ab. In einem Sturm rissen sich die Flügel los und liefen sich heiß. Die Funken sprühten und entzündeten die Mühle. Den Brand konnte man auch in Ribnitz am Bodden verfolgen – ein schaurig schöner Anblick. Leider wurde das Drama von kaum jemand sogleich bemerkt, da „das ganze Dorf“ in einer Kinovorstellung zugegen war, welche in der Dändorfer Gastwirtschaft (jetzt „Am Wiesengrund“) stand fand. Die Mühle wurde durch das Feuer vollständig zerstört. Lediglich das, heutige übrigens noch existente, Lagergebäude, blieb bestehen.
Ein Wiederaufbau der Windmühle erfolgte nicht. Stattdessen wurde der ehemalige Kuhstall der Büdnerei 54 (Neue Reihe 9) von den Kriegsheims als Elektromühle umgebaut, welche noch bis 1990 betrieben wurde. Eine weitere Nutzung ließen die geänderten wirtschaftlichen Verhältnisse nicht zu.
Guido Keil | Familie Kriegsheim