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vom 11.07.2011

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Start / 1871-1918 / Ein Beitrag zur Dierhäger Schiffahrtsgeschichte

Ein Beitrag zur Dierhäger Schiffahrtsgeschichte

Text: Carl Boldt

GRETE CORDS

Sammlung: Karl Boldt

Wenngleich die große Zeit der Dierhäger Segelschiffer Ende des 20 Jahrhunderts vorbei war, so fuhren doch auch viele Ortsansässige als Kapitäne von Dampfschiffen auf den Meeren der Welt. Einer von ihnen war der aus einer Dierhäger Arbeiterfamilie stammende Heinrich Suhr Er begann gleich seinen zwei Brüdern seine seemännische Ausbildung auf Segelschiffen. Nach ihrem Examen zum Kapitän auf Großer Fahrt fuhren alle drei am Anfang des 20. Jahrhunderts als Kapitäne auf Dampfschiffen.
Die 1903 neu gegründete Reederei August Cords aus Rostock erwarb im selbigen Jahr den Dampfer „Grete Cords“. Kapitän auf der „Grete Cords“ wurde 1907 Heinrich Suhr. Vor der Übernahme des Schiffes musste der Kapitän üblicherweise einen Schiffspart zeichnen, wodurch er auch am Gewinn beteiligt war. Im Fall dieses Schiffes betrug der Part 30.000,00 Mark. Das Einsatzgebiet der „Grete Cords“ war vorwiegend die Ost- und die Nordsee.
Heinrich Suhr nahm seine Familie oft mit auf Reisen. Im Juli 1914 war diese mit an Bord, als das Schiff in Riga mit Eichenschnittholz für eine französische Marinewerft beladen wurde. Die Familie ging in der Schleuse Kiel-Holtenau von Bord. Bei der Ankunft des Schiffes in Brest erfuhr die Besatzung von dem Ausbruch des Krieges. Die Ladung konnte durch die Hafenarbeiter infolge der plötzlichen Mobilmachung nicht gelöscht werden. Heinrich Suhr führte mit den zuständigen Behörden geschickte Verhandlungen in deren Ergebnis die Mannschaft der „Grete Cords“ die Ladung löschte und im Gegenzug die Erlaubnis bekam, einen neutralen Hafen anzulaufen. Die Mannschaft wurde in Spanien von den Behörden interniert, konnte sich aber frei bewegen.
Die „Grete Cords“ trat erst nach dem Ende des Krieges die Heimreise an. Entgegen den getroffenen Vereinbarungen wurde das Schiff aber von den Franzosen angehalten und beschlagnahmt. Der Vorfall wurde geklärt, Heinrich Suhr konnte die „Grete Cords“ im Januar 1921 nach Rostock zurückholen.
Ab 1926 fuhr das Schiff für die Reederei Erich Ahrens aus Rostock. Auch bekam es mit „Johann Ahrens“ einen neuen Namen. Heinrich Suhr blieb dagegen der Reederei Cords als Kapitän bis zur seiner Pensionierung 1930 treu. Den 2. Weltkrieg überstand das Schiff stark beschädigt, zuletzt im Wismarer Hafen liegend. Es wurde repariert und im Oktober 1950 als erstes Handelsschiff der DDR unter den Namen „Vorwärts“ wieder in Dienst gestellt.
Das Kapitänsbild von der „Grete Cords“ das der Schiffskoch in der Zeit der Internierung während des I. Weltkrieges malte, befindet sich im Familienbesitz. Der Sohn Heinrich Suhrs baute 1975 ein Modell von der „Grete Cords“ mit Funkfernsteuerung und elektromechanischem Antrieb, welches sich ebenfalls im Familienbesitz befindet.

Dieses ist ein Auszug aus dem Werdegang des Schiffes „Grete Cords“ das von dem Dierhäger Kapitän Heinrich Suhr viele Jahre gefahren wurde. Mit den Dampfschiffen wurde eine neue Ära in der Geschichte der Schifffahrt begonnen. Heinrich Suhr, der als Nautiker auf Segelschiffen fuhr, hat die neue Herausforderung erfolgreich bestanden. Mit seiner Tatkraft und seinem Mut hatte er großen Anteil an der Dierhäger Schifffahrtsgeschichte.