Bollhagen
Heute eine beliebter Park- und Rastplatz findet Bollhagen, am Weg von Ribnitz kommend zwischen Hof Körkwitz und Neuhaus gelegen, bereits Anfang des 16. Jahrhunderts als Kämmereigut der Stadt Ribnitz Erwähnung.
Der Name ist wohl vom niederdeutschen Wort „boll-„ abgeleitet, was soviel bedeutet wie zundrig, morastig oder sandig. Dieser Boden prägte auch die Geschichte dieses Gutes. Es brachte der Stadt Ribnitz wenig Freude, da kaum ein Pächter hier zurechtkam. Viele Besitzer verarmten oder gaben den Hof vor Ablauf des Pachttermins auf.
Mitte des 18. Jahrhunderts wollte man in Bollhagen eine Holzwärterstelle einrichten, um gegen die zahlreichen Holzdiebstähle vorzugehen. Es blieb aber bei entsprechenden Überlegungen Ab 1764 pachtete sogar der bekannte Hirschburger Oberamtmann Brandt den Hof, nach 14 Jahren gab aber auch er auf. Ebenso wenig Glück hatte sein Nachfolger - der gesamte Hof mitsamt Stall und Scheune brannte nieder. Allen bisherigen Unannehmlichkeiten zum Trotz baute die Stadt Ribnitz den Hof wieder auf. Alsbald wurde einer der nächsten Pächter, der Jäger Johann Jakob Reimer, durch einen Schrotschuss verletzt und musste aufgeben. Dessen Nachfolger starb wenig später an der Cholera.
1912 pachtete der Landrat a. D. Heydweiler, der zuvor bereits Neuhaus erworben hatte das Gut Bollhagen, ließ den Hof aber gänzlich verwahrlosen. 1929 von der Kreditbank Hannover übernommen, waren die Gebäude bereits weitestgehend ruinös. Lediglich der Pferdestall war gut erhalten und diente vornehmlich des Sommers noch einige Jahre verschiedenen Jugendgruppen als Unterkunft. 1935 wurde das ca. 82 ha große Gut aufgeteilt und das Land überwiegend an Dändorfer Bauern und Büdner vergeben. Diese neu hinzugekommenen Wirtschaftsflächen erforderten den Bau größerer Scheunen und Ställe. Als Material hierfür dienten den Dändorfern u.a. vorhandene Steine und Balken der zerstörten Bollhäger Gebäude.
1938 wurde Bollhagen zusammen mit Neuhaus dann in die Nachbargemeinde Dändorf eingemeindet. Am Ende des 2.Weltkrieges waren von dem Hof nur noch Reste von Ruinen zu sehen.
Um 1952 wurde in Bollhagen ein Zeltplatz eingerichtet, welcher innerhalb kürzester Zeit republikweit Bekanntheit erlangte. Ausgestattet mit Wohnbaracken, einem Wirtschaftsgebäude mit HO-Küche, Toilettenanlagen, einzelnen Bungalows und einem Sonderpostamt, fanden hier in der Hauptsaison 1960 bis zu 5000 Urlauber Unterkunft.
Im Jahre 1965 wurde die Gemeinde Dändorf mit seinem Ortsteilen Bollhagen, Körkwitz-Hof und Neuhaus dann in die Gemeinde Ostseebad Dierhagen eingemeindet. Eine Neuausrichtung der nunmehr großen Gemeinde Dierhagen wurde beschlossen, in welcher der Zeltplatz Bollhagen aber keine Zukunft mehr hatte. Die Saison 1967 war die letzte Belegung. Der Zeltplatz wurde aufgelöst. Allerdings nicht immer planmäßig, denn das große Wirtschaftsgebäude brannte Ende 1967 - aus unbekannter Ursache - überraschend ab.
Heute, nur einige Jahrzehnte später ist von all dem kaum mehr etwas zu erkennen. Die Natur hat sich wiedergeholt, was ihr der Mensch jahrhundertelang abgerungen hat. Wer aber genau schaut, erkennt noch immer die Spuren der Bollhäger Vergangenheit, z.B. die große Fundamentplatte des abgebrannten Wirtschaftsgebäudes des Zeltplatzes.
Text: Dieter Westphal | Guido Keil