Auf und Ab des Warmbades begleitete die touristische Entwicklung Dierhagens. Um 1900 wurde damit begonnen in den Ostseebädern Warmbäder einzurichten, als öffentliche Einrichtungen für Einheimische und Urlauber.
Das erste Warmbad in Dierhagen baute Magnus Dettmann als Anbau zu der errichtete „Strand-Halle“ um 1920. Die Einrichtung erfüllte die Erwartungen nicht, so dass sie nach wenigen Jahren geschlossen wurde.
Das Interesse zur Errichtung eines neuen Warmbades war zwar seitens der Gemeinde vorhanden, musste aber aufgrund fehlender finanzieller Mittel immer wieder zurückgestellt werden.
Frau Dr. Schmidt, eine Unternehmerin aus Thüringen, sie besaß das Haus "Walter" in der Waldstraße ergriff die Initiative zum Bau eines Warnbades. Sie weilte in den Sommermonaten regelmäßig in Dierhagen. Frau Dr. Schmidt unterbreitete der Gemeindeführung das Angebot für einen günstigen Kredit zum Bau des Warmbades, wobei sie den Wunsch äußerte, dass in der Einrichtung Seewasser als Badewasser genutzt werde. Die Beteiligten einigten sich auf einen Kredit zu einem Zinssatz von 1 %.
Im Dünengelände nördlich der „Strand-Halle“, befand sich eine Badeanstalt mit Umkleidekabinen. Hier an der südlichen Seite der Badeanstalt wurde das Gebäude des Warmbades 1938 errichtet. Es war ein quadratischer Bau mit vier Räumen. In 2 Räumen befand sich je eine große Badewanne, im dritten eine Kinderwanne und der vierte Raum diente als Heizraum. Das Objekt war mit einer Zentralheizung ausgerüstet mit der das Badewasser erwärmt wurde. Das Badewasser selbst wurde mit einer Kreiselpumpe aus der Ostsee gefördert, wobei die Leitung dabei an einer zweireihigen Pfahlreihe befestigt war, die einige Meter in die See hineinlief. Leider ließ der regelmäßige Betrieb zu wünschen übrig, da die Saugleitung durch den feinen Strandsand trotz Filter in kurzen Abständen verstopfte. Die Saugleitung musste dann immer wieder abmontiert und ausgespült werden. Bedient wurde das Warmbad von einer Angestellten, die auch für den Betrieb der Badeanstalt zuständig war.
Das Aus für das Warmbad kam im Kriegsjahr 1943. Die benachbarte Badeanstalt wurde abgerissen, da das Holz für den Bau von Luftschutzanlagen für die Bevölkerung benötigt wurde. Das massive Gebäude des Warmbades blieb erhalten, wobei es ungenutzt dem Verfall preisgegeben war.
Diskussionen über die Nutzung des Warmbades führten zu dem Entschluss, das Warmbad instand zusetzen und wiederzueröffnen. Die Gemeindeverwaltung ließ das Gebäude vergrößern, in dem nun sechs Badewannen in separaten Räumen waren. Den Badebetrieb erledigten zwei Frauen, Emmi Elvers und Elfriede Neumann. Die Einrichtung wurde von den Gästen und den Einwohnern gerne angenommen. Am Anfang wurde wieder das Badewasser mittels Saugleitung aus der Ostsee befördert. Nachdem die Schwierigkeiten aufgrund der Versandungen häufiger waren, wurde die Wasserzufuhr auf Leitungswasser umgestellt.
1968 erhielt Dierhagen eine zentrale Wasserleitung, woraufhin in vielen Wohnungen eigene Badezimmer eingerichtet wurden. Demzufolge nahm die Nutzung des Warmbades stetig ab, weshalb es 1970 für immer geschlossen wurde. Das ungenutzte Warmbad geriet zusehens in Vergessenheit.
Im gleichen Jahrzehnt wurde der Strandzugang mit dem Plateau erneuert und verändert. Neben dem ehemaligen Warmbad wurde ein hölzerner Rettungsturm der Wasserrettung aufgestellt. In den Räumen des ehemaligen Warmbades zog die Kurverwaltung ein wo sie saisonal ihren Sitz bis zum Umzug in das „Haus des Gastes“ 1998 hatte. Im ehemaligen Warmbad ist heute die Zentrale der Wasserrettung (DLRG) untergebracht, ein neuer Rettungsturm ist mit dem Gebäude seit 1995 verbunden.
Text: Karl Boldt