Vom Restaurant bis zum Wohnkomplex
Auf dem Grundstück des ehemaligen „Hauth’s Restaurant“ in der Lindenstraße steht heute eine kleine Wohnsiedlung, die aus einem Doppelhaus und drei Wohnhäusern mit je vier Wohnungen besteht.
Nichts erinnert mehr an die Gaststätte, Pension und Ferienunterkunft, welche 100 Jahre weit über die Ortsgrenzen hinaus einen guten Namen hatte.
Angefangen hatte alles mit einer Büdnerei, der Nr. 22, welche es in ähnlicher Art und Weise im ganzen Dorfe gab. Noch 1867 im Besitz des Schiffers Carl Lange, wurde die Büdnerei nach Erwerb durch die Familie Hauth im Jahre 1878 durch mehrere An- und Umbauten ein nicht nur für die kleinräumigen dörflichen Strukturen sehr repräsentatives Geschäftshaus.
Zunächst befanden sich hier ein Krämerladen und ein Lokal, welches alsbald durch den Besitzer vergrößert wurde. Ein Tanzsaal wurde angebaut, in dem Bälle ausgetragen wurden. Für den Umbau wurde das gesamte Gebäude verlängert und verbreitert und auch Erhöhungen wurden durchgeführt. So bekam das Gebäude ein weiteres Stockwerk, sodass sich in beiden Etagen insgesamt zwölf Zimmer befanden, die von den Sommergästen und den Durchreisenden genutzt wurden. Eine Stallung ermöglichte es den Gästen ihre Pferde unterzustellen.
Der immer größere Zustrom an Gästen erforderte es, dass die Gasträume durch den Anbau einer Veranda vergrößert wurden und sich die Küche für den Pensionsbetrieb einrichtete. Das entstandene Objekt war nun der kulturelle Mittelpunkt des Ortes. Leider verstarb 1907 mit Bernhard Hauth der letzte Hauth`sche Inhaber der Einrichtung; jener kam am 3. Tag nach seinem 40. Geburtstag durch einen tragischen Unglücksfall ums Leben.
Sein Nachfolger wurde der Kaufmann Willi Voss, der den Betrieb bis 1933 weiterführte und unter anderem Badeartikel verkaufte. Auch eine Postfiliale befand sich in einem Raum des Hotels. Der pensionierte Förster Hübner übernahm anschließend den Betrieb und führte ihn als "Hotel Hubertus" weiter.
Einem Prospekt aus den 30er Jahren ist zu entnehmen, dass das Angebot für den Urlauberzustrom nun zum Beispiel auch Billard und Tischtennis beinhaltete. Die Familie Hübner übergab das Anwesen aus Altersgründen 1963 an den Gewerkschaftsdienst, der das Objekt als das Ferienheim "Drei Tannen" weiterführte, in dem weiterhin viele Veranstaltungen durchgeführt wurden.
Nach der Wiedervereinigung stand das Heim einige Jahre leer und verfiel zusehends. 1993 wurde es verkauft und von seinem neuen Eigentümer abgerissen. Später entstand die oben genannte Wohnsiedlung, die heute das Bild der Lindenstraße schmückt.
Text: Karl Boldt